3. April 2014AnneRezension

s ist windig und regnerisch, die Stimme der Autorin angeschlagen – aber das ist nichts, was ein Kännchen Tee und eine gemütlich kleine Hörerrunde im Rahmen der Veranstaltung „Halle liest mit“ groß stören könnte.

„Sie mag keine Mauern – keine echten und keine virtuellen.“

Nach einer kurzen Vorstellung der Autorin Anke Domscheidt-Berg geht die Lesung ihres Buches Mauern einreißen! Weil ich glaube, dass wir die Welt verändern können auch schon los. Im ersten Teil der drei Teile des Buches geht es um die Erfahrungen der Autorin in der DDR und zur Zeit des Mauerfalls. HALT! STOPP! Wer jetzt schon aussteigen will, weil „es nur noch ein DDR-Buch“ ist, sollte sich noch einen Moment gedulden. Von einer Frau, die zur Zeit des Mauerfalls Studentin war, als Direktorin bei Microsoft gearbeitet hat und heute Mitglied der Piratenpartei ist, kann man sicher einiges erwarten. Und diese Erwartungen werden nicht enttäuscht, denn wie die Autorin selbst sagt, wollte sie kein Meckerbuch schreiben, sondern ein konstruktives. So geht es in Mauern einreißen! darum, wie man die Erfahrungen und Lektionen, die sie und andere in der DDR gelernt haben, für unsere heutigen Probleme wie Geschlechterungerechtigkeit nutzen kann.

„Sauer macht lustig, Mauer macht frustig.“

Aber nun zurück zum ersten Teil. Mit Witz und Charme erzählt Anke Domscheidt-Berg Anekdoten aus ihrem Studentenleben, von ungewöhnlichen Brieffreunden, wie ein Lachanfall zu politischem Fehlverhalten wurde und wie sie den Mauerfall erlebt hat. Wer noch tiefer in die Lage der Studenten in der DDR eintauchen will, findet auf ihrer Homepage zahlreiche Aufrufe, Stellungnahmen und Briefwechsel aus dieser Zeit, ja sogar ihre Stasi-Akte!

In den Lesepausen verweist die Autorin auch immer wieder auf Geschehnisse, welche mit der Stadt Halle in Verbindung stehen.

„Erfolgreiche Frauen sind unsexy.“

Der zweite Teil des Buches schlägt ein ganz anderes Thema an: die fehlende Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland. Auch hier arbeitet Anke Domscheidt-Berg mit ihren eigenen Erfahrungen und denen ihrer Bekannten, aber auch mit konkreten Fakten und Statistiken. Sie berichtet von 15 Jahren Arbeit in der IT-Branche, den Problemen, die eine erfolgreiche Frau bei der Partnersuche auf Elitepartner.de hat und warum (fast) keine Frauen bei der Müllabfuhr arbeiten.

„Geheimdienste aller Länder vereinigt euch.“

Das dritte und letzte Thema kann man in etwa so zusammenfassen: Die Regierung traut dem Volk nicht. Erneut wird der Bogen von der DDR zu unserer heutigen Zeit geschlagen und es fallen aktuelle Stichworte wie „Gläserne Bürger“.

Anke Domscheidt-Berg will uns erinnern an die Macht, die wir alle haben und ruft dazu auf, sie auch zu nutzen. Mit ihrem lebhaften Schreibstil bringt sie uns nicht nur die historischen Ereignisse der DDR näher, sondern regt mit ihren Anekdoten auch zum Nachdenken über unsere heutige Situation an. Hier findet ihr eine Leseprobe.

Buchinfos

Titel: Mauern einreißen! Weil ich glaube, dass wir die Welt verändern könnenAutor: Anke Domscheidt-BergVerlag: HeyneSeitenanzahl: 384Preis: 19,99€Hier findet ihr eine Leseprobe.