Gestern um 17 Uhr fand im Kammermusiksaal des Händel-Hauses die Eröffnung der neuen Sonderausstellung statt.
Goethes Poesie ist musikalisch – das erkannte Reichardt als einer der ersten und vertonte insgesamt weit über einhundert Texte des Dichters. Aus der gemeinsamen Arbeit an dem Singspiel „Claudine von Villa Bella“ für eine Aufführung am Berliner Hof, wo Reichardt als Kapellmeister tätig war, entwickelte sich eine persönliche Freundschaft, die jedoch auf Dauer keinen Bestand hatte.
Als Reichardt 1794 beim König in Ungnade fiel und aus seinen Diensten fristlos entlassen wurde, kühlte sich die Beziehung deutlich ab. Reichardts positive Einstellung zur Französischen Revolution, die Auslöser für die Entlassung war, stieß auch Goethe ab. Nicht nur eisiges Schweigen, sondern sogar ausgesprochen feindselige verbale Attacken gegen Reichardt in den «Xenien» folgten. Vorübergehend kam es zu einer Aussöhnung, und als Goethe 1802 in Bad Lauchstädt sein Theater eröffnete, besuchte er in diesem Zusammenhang auch Reichardt in Giebichenstein. Aber schon bald ging er wieder auf Distanz und brach schließlich den Kontakt endgültig ab. Was blieb, war die Wertschätzung der schöpferischen Leistungen, und noch Jahre nach Reichardts Tod wird er über ihn sagen: „seine Musik ist vortreflich“.
Die Ausstellung erinnert an den 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts und lässt den Besucher in die ländliche Idylle seines Giebichensteiner Gartenreichs eintauchen. Im Fokus stehen Reichardts Goethe-Vertonungen. Originale Erstausgaben, mit wunderschönen, romantischen Darstellungen illustriert, eigenhändige Briefe Reichardts und historische Musikinstrumente gehören zu den besonderen Schätzen dieser Präsentation. Eine Hörstation vermittelt einen Eindruck von Reichardts Musik zu Goethes Versen.
In Kooperation mit der Ausstellung „Zwei Jahrhunderte – zwei universelle Musiker im Wandel der Zeit. Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Friedrich Reichardt“ im Mendelssohn-Haus Leipzig
Kuratorin: Dr. Konstanze Musketa (Stiftung Händel-Haus)
Termine
Mittwoch, 23. April 2014, 19.30 Uhr Händel-Haus, Renaissance-Raum
„Goethe und Reichardt – eine problematische Beziehung“
Vortrag zum 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts
Vortragsreihe: Musik hinterfragt
Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher
Samstag, 26. April 2014, 18.00 Uhr, Händel-Haus, Kammermusiksaal
„Vater- und Tochterliebe, Lieder von Johann Friedrich Reichardt und seiner Tochter Louise Reichardt“
Konzert zum 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts
Konzertreihe: Musik im Händel-Haus
Marie Friederike Schröder (Sopran), Sarah Christ (Harfe),
Denny Wilke (Hammerflügel)
Sonntag, 18. Mai 2014, 11.00 Uhr, Händel-Haus, Kammermusiksaal
Kammermusik mit Musikern der Staatskapelle Halle
„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind”
Konzert zum 200. Todestag von Johann Friedrich Reichardt
Veranstalter: Staatskapelle Halle
Montag, 9. Juni 2014, 11.30 Uhr, Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus
„mit Präcision und trefflichem Ausdruck“
Führung: Dr. Konstanze Musketa (Stiftung Händel-Haus)
Mittwoch, 18. Juni 2014, 19.30 Uhr, Händel-Haus, Renaissance-Raum
Johann Friedrich Reichardt trifft Carl Philipp Emanuel Bach.
Gedanken zu einer faszinierenden wie widersprüchlichen Künstlerbeziehung
Vortragsreihe: Musik hinterfragt
Prof. Dr. Hans-Günter Ottenberg
26. bis 29. August 2014, Händel-Haus, Kinderklangstatt
Ferienworkshop für Kinder von 7 bis 12 Jahren
„… ich mein’, ich säh’ des Tages Schein vom Orient her dringen.“
Tipp
30. Mai 2014, 19.00 Uhr, Christian-Wolff-Haus, Große Märkerstraße 10
„Louise Reichardt, ein Frauenschicksal zwischen Hingabe und Selbstverwirklichung“
Vortrag: Ellen Freyberg (Musikwissenschaftlerin und Konzertdramaturgin,
Stuttgart)
Musikalische Umrahmung: Eva-Maria Emmer (Gesang/Gitarre)
Veranstalter: Christian-Wolff-Haus
- Änderungen vorbehalten -
Quelle: Stiftung Händelhaus