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Thementag am Kunstmuseum Moritzburg: Waffenkünste am halleschen Hof - Ein Rückblick auf einen sehr interessanten und informativen Tag

Thementag am Kunstmuseum Moritzburg:  Waffenkünste am halleschen Hof - Ein Rückblick auf einen sehr interessanten und informativen Tag HP KB

Am gestrigen Sonntag, dem 7. September, bereicherte nicht nur der Mitteldeutsche Maratho die City, viele Hallenser und seine Gäste sahen sich zwischen 10–18 Uhr, im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)um und besuchten den Thementag "rund um die Waffenkünste am halleschen Hof" im Rahmen der Sonderausstellung „Im Land der Palme".

Der adlige Hof des 17. Jahrhunderts in Halle war nicht nur ein Ort des Vergnügens und der Feste,  sondern auch der Ort, an dem nachfolgende Generationen auf ihre künftigen Verpflichtungen vorbereitet wurden.  So wurde am Hof Augusts von ausgebildeten Meistern neben Sprache und Tanz unter anderem auch das Fechten gelehrt.  

Von Johann Georg Pasch, Tanz- und Fechtmeister am halleschen Hof Augusts, wurde ein Fechtbuch überliefert, das zeigt, dass dabei nicht nur mit dem Degen gefochten, sondern auch Ringen und Stockfechten eingeübt wurden. INDES – Historische Fechtkuenste Halle zeigen dazu im Hof der Moritzburg ein spannendes Programm, das junge Besucher einlädt, sich an historischen Kampftechniken zu versuchen.

 

Der Thementag in der Übersicht:

10–10.30 Uhr Kurzführung „Festungsbaukunst an der Moritzburg", Manfred Linck, Bad Dürrenberg

Der Rundgang  klärt die Nutzung der Moritzburg zwischen Festung und Residenz und gibt Antwort auf Fragen aus festungsbaulicher Sicht: War die Moritzburg wirklich als Zwingburg für die Stadt Halle ausgelegt? Wie stark ist die Burg als Festung tatsächlich gewesen und welche strategische Bedeutung  hatte das „feste Schloss"  im 30-jährigen Krieg vor seiner Zerstörung?     

Der Rundgang führte durch sechzig Jahre Baugeschichte von 1478 bis 1545, in denen sich die überaus mächtigen Erzbischöfe von Magdeburg und gleichzeitig Primas Germaniae in Halle eine Fürstenresidenz allerersten europäischen Ranges schufen. Während der langen Bauzeit wurde das „Neue Schloss“, wie die Burg zunächst hieß, nicht nur mehrmals an die modernsten Kunststile der deutschen Spätgotik und der italienischen Frührenaissance angepasst, sondern gingen auch Impulse für den Residenzbau in Mitteldeutschland aus. In faszinierender Weise wurde am Schloss aber auch die architektonische Kunst mit der modernsten Befestigungskunst der Zeit verbunden, die damals um 1500 eine rasante Entwicklung nahm. Wurden zunächst eigene Erfahrungen etwa von Meißen oder Querfurt genutzt, griff man sehr bald auch auf die neuesten italienischen und schließlich niederländischen Erfahrungen zurück. Durch die Berücksichtigung der Entwicklung der Feuerwaffen, auch dazu wird während der Führung berichtet, stellt die Moritzburg das früheste Bauwerk überhaupt nördlich der Alpen dar, dem man die Eigenschaften einer modernen Festung zuweisen kann. Da die Burg als „insuperabilis“ – uneinnehmbar galt, wurde sie nach 1545 nicht mehr wesentlich verändert, so dass sie heute eines der sehr wenigen und frühen Beispiele des Übergangs von der mittelalterlichen Burg zur modernen, auf Feuerwaffen gestützten Fortifikation darstellt.

Der Rundgang, der im einstmals überaus prächtigen Residenzhof beginnt, wird mit einer Unmenge sich hartnäckig haltender Legenden und Vorstellungen aufräumen, die allesamt auf das 19. Jahrhundert zurückgehen und gerade für die Hallenser Besucher viel Neues bieten. Es werden die einzelnen militärischen Funktionen der Burg erstmals richtig erklärt sowie die revolutionäre Entwicklung der Feuerwaffen dargestellt, die während der Bauzeit einsetzte und fortlaufend Änderungen erforderte. Wie von selbst wird die alte Mär von der angeblichen Zwingburg gegen die Stadt widerlegt. Durch die Auswertung archäologischer Grabungen sowie alter Pläne kann die bislang feste Gewissheit, dass der Erzbischof Ernst die Burg in die Stadt hineingebaut habe, widerlegt werden. Er baute sie in Wirklichkeit in einen Sumpf vor der Stadtmauer und verwirklichte ein ganz neues Konzept, die „Rocca di pianura“ die Burg in der Ebene.

Der Rundgang wird den Besucher einmal um die Burg herum führen, aber auch den Jägerplatz jenseits des Logengebäudes erreichen. Hier wird man etwas zur letzten Ausbaustufe der Residenz erfahren und deren letzte Reste dann sogar selbst im Gelände erkennen können, obwohl man vielleicht schon seit Jahren ahnungslos darüber hinweg schritt. Es wird zum Erstaunen aller auch etwas über die damalige Hochwasservorsorge zu hören sein. Dass dem geneigten Besucher dabei der Eindruck entsteht, im Mittelalter habe man die Gefahr besser beherrscht, als gewisse Planer eines supermodernen Hallenser Vorzeigebaus heute, ist durchaus beabsichtigt. Nebenbei wird der Interessierte etwas über die Kämpfe um die Burg anlässlich des Schmalkaldischen und Dreißigjährigen Krieg erfahren. Als letztes Kuriosum erfährt der Besucher, dass nach langer Ruhe um die Burg das 20. Jahrhundert noch eine militärische „Verbesserung“ in Form einer MG-Scharte hinterließ. Der Rundgang dauerte etwa eineinhalb Stunden.

 

10.30–11.30 Uhr „Fechten nach hallescher Manier". Kampfkünste am halleschen Hof des 17. Jahrhunderts mit der Gruppe INDES – Historische Fechtkuenste Halle e. V.

 

11.30 Uhr–ca. 12.30 Uhr Vortrag: Die vergessene hallesche Waffensammlung der Herzöge von Sachsen, Anne Gieritz, Dresden

Für die Jagd- und Prunkwaffen Herzog Augusts wurde in Halle eine eigene Rüstkammer eingerichtet, denn die wertvollen Einzelstücke und Garnituren waren nicht nur zum Gebrauch bestimmt, sondern – als Sammlung zusammengefasst – auch zum Vorzeigen gedacht. Von der Stückzahl der Waffen reichte die hallesche Rüstkammer zwar nicht an die weltberühmte Dresdner Sammlung heran, wohl aber in ihrer erlesenen Qualität. Der Vortrag bringt Licht in die „vergessenen" Schätze der halleschen Rüstkammer Augusts.

 

14–18 Uhr Familiennachmittag

14 Uhr  „Wir schwingen die Klingen", INDES zeigt Kindern historische Fechtkünste

15–18 Uhr „Wir bauen Schwert und Schild", Kunstvermittlung Moritzburg  

15–16 Uhr Uhr „Fechten nach hallescher Manier", Kampfkünste am halleschen Hof des 17. Jahrhunderts mit der Gruppe INDES – Historische Fechtkuenste, Halle

16–16.30 Uhr Kurzführung, Die vergessene hallesche Waffensammlung der Herzöge von Sachsen, Anne Gieritz, Dresden

16.30 –ca. 17.30 Uhr Führung Festungsbaukunst an der Moritzburg, Manfred Linck, Bad Dürrenberg

Fazit: ein sehr informativer Nachmittag für die ganze Familie der Halle und die Moritzburg in einem sehr alten aber wunderschönen Licht erkennen lässt und jeden der die Ausstellung im Land der Palme noch nicht gesehen hat , dazu drängen sollte dies unbedingt noch zu tun. 

Auch die Moritzburg sucht immer wieder nach neuen Möglichkeiten das Wissen und die Informationen an alle Generationen weiterzugeben, so wurde jetzt auch ein Geocache eingerichtet. Dieser Cache bietet den Suchern eine moderne Art der Schnipseljagd, dabei haben die interessierten Gästen die Möglichkeit selbstständig die Residenzstadt Halle zu erkunden und bereiten sie auf einen Ausstellungsbesuch von "Im land der Palme. August von Sachsen (1614-1680). Erzbischof von Magdeburg und Fürst in Halle" vor.

Der Multicache führt durch Halle zur Zeit August von Sachsen (1614 - 1680). Verschiedene noch existierende, aber auch heute nicht mehr sichtbare Orte dieser Epoche, werden auf dieser etwa einstündigen Tour vorgestellt. Am Ende wartet auf die fündigen Cacher eine Überraschung.

Quelle: Moritzburg Halle, Manfred Linck, Stadt Halle

 

Letzte Änderung am Montag, 08 September 2014 19:40

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