Das Puppentheater Halle feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Auch im Kunstmuseum Moritzburg wird dieses Jubiläum gebührend gewürdigt.
Am Mittwoch, dem 23. April 2014, 18 Uhr, folgt die Eröffnung der Kabinettausstellung „Leben als Spiel – Gustav Weidanz’ Puppen und die Puppenspiele an der Burg Giebichenstein“.
Aus diesem Anlass lädt das Kunstmuseum zu einer Puppenspielaufführung mit dem halleschen Künstler Frieder Simon ein. Zu erleben ist eine Aufführung Ringelnatz’scher Texte mit Puppen von Gustav Weidanz.
Im Januar 1918 wurde in der Handwerkerschule in Halle auf Anregung ihres Direktors Paul Thiersch zum ersten Mal ein Puppenspiel aufgeführt – Beginn einer bis 1933 anhaltenden Tradition. Die Puppenspiele waren „eine der schönsten Blüten des die Schule beherrschenden Gemeinschaftsgeistes und schloss[en] die kleine Schar durch das Mittel eines unbändigen Vergnügens zusammen“ (Wilhelm Nauhaus). Der Bildhauer Gustav Weidanz war ihre „Seele“. Er schnitzte und bemalte die Puppenköpfe und Hände, führte Regie, gestaltete die Bühne und spielte selbst mit. Mit seinem Nachlass kamen 1970 in die Stiftung Moritzburg Halle (Saale): die Handpuppenköpfe zur Komödie „Die erzwungene Heirat“ von Moliere aus dem Jahr 1919, die Marionettenköpfe zu Shakespeares „Komödie der Irrungen“ von 1926/27 und die drei vollständig erhaltenen Marionetten zu Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“ von 1932. In der künstlerischen Freiheit der Gestaltung der Puppen zeigt sich Weidanz auf der Höhe der modernen Bildhauerei seiner Zeit, hier griff er auf expressionistische und kubistische Tendenzen und Formvorstellungen zu, die er sich mit künstlerischer Präzision auf geistreiche und poetische Weise anverwandelte. Mit dieser Stilisierung verlieh er den Puppen ihren bezaubernden Charme als Kunstwesen und als bildhauerische Miniaturen – und am kommenden Mittwoch werden sie auf magische Puppenspielerweise lebendig.
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