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Frühbronzezeitliche Herrscher in Europa

Der Hortfund mit der Himmelsscheibe von Nebra. Der Hortfund mit der Himmelsscheibe von Nebra. © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták.

Große Ausstellung zur Bronzezeit in Alicante zeigt archäologische Schätze
aus dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale)

Das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) präsentiert nicht nur selbst
regelmäßig Ausstellungen mit hochkarätigen Leihgaben wie aktuell die Schau
›Magie – Das Schicksal zwingen‹. Objekte aus der Sammlung des
Landesmuseums sind auch im Ausland gefragt – kaum eine Ausstellung zur
europäischen Bronzezeit kommt ohne Funde aus Sachsen-Anhalt aus. Am 26.
März 2024 startete nun im Museo Arqueológico Provincial de Alicante (MARQ)
in Spanien die bislang größte Ausstellung zur Frühbronzezeit auf der iberischen
Halbinsel – mit zahlreichen Leihgaben aus Halle und unter reger Beteiligung
von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Landesamtes für
Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Die Bronzezeit – eine internationale Epoche
Die Bronzezeit ist die erste internationale Epoche der europäischen Vorgeschichte.
Während Kupfer vielerorts zu finden war, ist Zinn als weiterer Bestandteil von
Bronze nur in wenigen Regionen Europas vorhanden. Der Bedarf an Rohstoffen
führte ab der Frühbronzezeit zur Etablierung überregionaler Handelsnetzwerke.
Die Kontrolle über Erzlagerstätten, über andere begehrte Materialien und die
Transportwege waren wichtige Faktoren bei der Herausbildung von
gesellschaftlicher Ungleichheit, Herrschaft und Krieg. Nicht zuletzt wird in dieser
Epoche das Schwert erfunden, eine Waffe, die ausschließlich dem Töten von
Menschen dient.
In Mitteleuropa ist die Frühbronzezeit die Zeit der Aunjetitzer Kultur, zu der die
reich ausgestatteten monumentalen Fürstengrabhügel von Leubingen und
Helmsdorf sowie der in den letzten Jahren intensiv untersuchte Bornhöck gehören.
Die Himmelsscheibe von Nebra, die astronomisches Wissen codiert, das zur
Erstellung von Kalendern genutzt werden konnte, kennzeichnet die Fürsten der
Aunjetitzer Kultur als mächtige Herren über die Zeit. Gesichert wurde ihre Macht
von Armeen, deren Waffenausstattung sich in den großen Beilhortfunden der
Frühbronzezeit wiederfindet.
Zeitgleich entstehen mit der El Argar-Kultur auf der iberischen Halbinsel und der
Otomani-Füzesabony-Kultur des Karpatenbeckens weitere frühe
Herrschaftszentren. Diesen Phänomenen, ihren Verbindungen und spezifischen
Ausprägungen, widmet sich vom 26. März bis 13. Oktober 2024 in europäisch-
vergleichender Perspektive die Ausstellung ›Dinastías. Los primeros reinos de la
Europa prehistórica‹ (Dynastien. Die ersten Königreiche im vorgeschichtlichen
Europa) im Museo Arqueológico Provincial de Alicante (MARQ) Alicante, Spanien,
die in enger Kooperation mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte entstand.
Zahlreiche hochkarätige Funde aus Mitteldeutschland werden damit nach den
letzten großen Schauen am British Museum in London und dem Drents Museum
Assen erneut ein internationales Publikum begeistern. Auch an der umfangreichen
wissenschaftlichen Begleitpublikation zur Ausstellung waren Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-
Anhalt maßgeblich beteiligt.
Ein Schwert aus dem Hort der Himmelsscheibe von Nebra als Highlight
Das Highlight unter den Leihgaben ist eines der Schwerter aus dem Hort mit der
Himmelsscheibe von Nebra. Seit die Himmelsscheibe 2002 erstmals im
Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) präsentiert wurde, ist sie nicht
nur zum Aushängeschild des Landesmuseums, sondern auch zu einer
unverwechselbaren kulturellen Leitmarke des Landes Sachsen-Anhalt und zu
einem Wahrzeichen der Archäologie ganz Deutschlands geworden. Im Jahr 2013
wurde sie mit der Aufnahme in das Memory of the World-Register der UNESCO
zudem in den Rang eines Weltdokumentenerbes erhoben. In Alicante werden
neben dem originalen Schwert auch eine Kopie der Himmelsscheibe und eine
Kopie des zweiten Schwerts des Hortfunds zu sehen sein.
Einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung bilden die Beigaben aus dem
Fürstengrab von Leubingen. Bereits im Jahr 1877 durch den Jenaer Professor
Friedrich Klopfleisch im Auftrag der Historischen Kommission der Provinz
Sachsen ausgegraben, stellt der in Thüringen gelegene Großgrabhügel eines der
beeindrucktesten Bestattungsensembles der mitteleuropäischen Frühbronzezeit
dar. Im Hügel befand sich unter einer mächtigen Steinschüttung von 2,5 m Dicke
eine zeltförmige Totenhütte aus Eichenbalken. Auf dem sorgfältig mit Steinen und
Holzdielen ausgelegten Boden war ein älterer Mann in gestreckter Rückenlage
beigesetzt worden. Das Grabinventar bestand aus einem großen Keramikgefäß,
einem neolithischen Schuhleistenkeil aus Serpentin, einem Ambossstein, drei
Dolchen, einem Stabdolch, zwei Beilen und drei Meißeln aus Bronze sowie
Goldschmuck: zwei Ösenkopfnadeln, zwei Noppenringe, ein Spiralröllchen und ein
Armring. Diese Funde sind nun, neben weiteren Leihgaben, in Alicante zu sehen.
Das Landesmuseum für Vorgeschichte – Botschafter Sachsen-Anhalts in der
Welt
Das Landesmuseum für Vorgeschichte hat sich durch seine herausragenden
Fundobjekte, seine aufwendig inszenierten Ausstellungsprojekte und nicht zuletzt
sein Engagement im nationalen und internationalen Austausch mit Kollegen
großes Renommee erworben. Dies zeigt sich unmittelbar in dem großen Vertrauen,
das andere Institutionen bei der Ausleihe wertvollen und einzigartigen Fundguts in
das Landesmuseum setzen. Zuletzt begeisterten etwa zwischen dem 4. Juni 2021
und dem 9. Januar 2022 im Rahmen der Landesausstellung ›Die Welt der
Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte‹ 400 hochrangige, teilweise noch nie
in Deutschland gezeigte Exponate und Exponatgruppen von 50 Leihgebern aus 14
Ländern 60.000 Besucher in Halle. Auch in der aktuellen Sonderausstellung ›Magie
– Das Schicksal zwingen‹ finden sich hochkarätige Leihgaben von 44 Institutionen
aus sieben Ländern (weitere Informationen unter https://www.landesmuseum-
vorgeschichte.de/sonderausstellungen/magie-das-schicksal-zwingen.html).
Ebenso gefragt sind die Exponate des Landesmuseums aber auch immer wieder bei
großen Ausstellungsprojekten im In- und Ausland. Gerade zur europäischen
Bronzezeit gab es in den letzten Jahrzehnten keine große Schau, die ohne
Leihgaben aus Sachsen-Anhalt ausgekommen wäre. So lockte die Londoner
Ausstellung ›The world of Stonehenge‹ (17. Februar 2022 - 17. Juli 2022) mit der
Himmelsscheibe von Nebra und weiteren hochkarätigen Funden des
Landesmuseums wie dem Ornat der Schamanin von Bad Dürrenberg mehr als eine
Viertelmillion Besucher in das British Museum in London. Das Landesmuseum für
Vorgeschichte in Halle (Saale) ist damit ein wichtiges kulturelles Aushängeschild
Sachsen-Anhalts in der Welt.
Mit dem MARQ Alicante ist das Landesmuseum bereits seit vielen Jahren durch
das European Exhibition Network (EEN, www.europeanexhibitionnetwork.eu)
verbunden, dem insgesamt zehn größere europäische Museen aus Deutschland, den
Niederlanden, Spanien, Wales, Dänemark, Österreich, Liechtenstein und Belgien
angehören, die internationale Kooperationen zur Förderung eines tieferen
Verständnisses und gemeinsamer Wertschätzung vergangener und heutiger
Kulturen in Ausstellungen zu Archäologie, Kunst und Geschichte anstreben. Die
gegenseitige Unterstützung bei großen Wechselausstellungen in den jeweiligen
Häusern unterstreicht diesen Anspruch.

 

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
– Landesmuseum für Vorgeschichte –

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